Zur Person
Biografie
Franz Meiller, 1961 in München geboren, absolvierte seine Ausbildung zum Diplom-Kaufmann an der LMU in München. Seit den siebziger Jahren ist Franz Meiller künstlerisch tätig.
So hatte er verschiedenste Theaterengagements, sowie Kino- und Fernsehrollen und bis heute eigene Film- und Theaterproduktionen. In seinen fotografischen Arbeiten untersucht Franz Meiller die Polarität zwischen Realismus und Abstraktion. Ausserdem ist er immer wieder als Theaterfotograf tätig.
Der Chronist
Der Fotograf Franz Meiller ist ein Chronist. Nicht im lexikalischen Sinne des Wortes; sondern in der konsequenten Hingabe an eine bildnerische Erzählweise, der das Geheimnis einer sehr spezifischen Beschränkung zugrunde liegt. Meiller konzentriert sich in seinen Fotografien fast ausschließlich auf Ereignisse, die sich in seiner unmittelbaren (sprich: privaten) Nähe vollziehen und wiederholen. Seine Bilderserien kreisen um das Auf- und Abtauchen einer sehr überschaubaren Anzahl von Menschen. Ihnen, und der Chronik ihrer Lebensverläufe gilt seine ganze Aufmerksamkeit. Aus den Momenten, die Meiller mit diesen Menschen teilt, formt er fotografische Erzählungen über das rätselhafte Verhältnis von Wiederkehr und Veränderung. Warum begegnet man welchem Menschen an welchem Ort? Welche Personenkonstellationen bleiben konstant, welche sind fragil? Gibt es bestimmte Räume, in denen sich Rituale der Begegnung wiederholen? Gibt es Wiederholungen von emotionalen Zuständen? Mit anderen Worten: Wie sieht sie aus, die Chronik eines mitteleuropäischen Alltags und welche Menschen und Orte geben dieser Biografie ihre entscheidenden Impulse und Wendungen? Indem Meiller in seinen Fotografien diesen Fragen nachgeht, objektiviert er seine subjektive Empfindung von Alltag. Seine fotografischen Serien geben Auskunft über Zusammenhänge, die der persönlichen Wahrnehmung und Erfahrung zuwiderlaufen. Meiller macht sich, indem er die Umstände seiner Lebenserzählung dokumentiert, im wahrsten Sinne des Wortes, “ein Bild” von sich selbst. Und dieses “Bild” ist hybrid. Es berichtet von Regeln (Ritualen des Alltags) und Ausnahmen (Reise- und Theaterfotografie), es gibt Auskunft über die Vielfältigkeit und Widersprüchlichkeit alltäglichen Handelns und Erlebens. Meiller entfernt sich von sich selbst, indem er der intuitiven Wahrheit seiner Empfindungen die Wahrheit des Bildes entgegenstellt. Und genau an diesem Punkt entsteht die Faszination am künstlerischen Projekt von Franz Meiller. Indem er nichts inszeniert, berichtet er von einer Inszenierung, vor deren Konsequenzen man zurückschrecken könnte. Weil man sie nicht beherrscht.
Malte Ubenauf